Sorry im vorraus für den langen und unübersichtlich unformatierten Text.
Ich hab die ganze Sache auf einen längeren Zeitraum hinter mir. Vor 4 Jahren ist meine Freundin an einer Krankheit erkrankt die nur 1 von 10 Millionen Menschen bekommen. Von dem Zeitpunkt an haben wir eigentlich nicht mehr besonders(und eigentlich vorher auch nicht) aufs Geld geachtet. Das heisst weniger das wir das Geld rausgeschmissen haben, mehr aber das wenn sie etwas schönes haben wollte wir das in gewissen grenzen alles gekauft haben. also lust auf schön essen gehen im 5sternerestaurant...wird gemacht... lust auf kurzurlaub ...wird gemacht... lust auf irgendetwas anderes was das leben erleichtert... wird gemacht - trotz das wir beide als studenten kaum einkommen hatten,bafögrückzahlung go home. Hinzu kommen dann neben den finanziellen Aspekten auch die zeitlichen Aspekte - sie musste gesundheitsbedingt und ich habe ihretwegen das Studium hinten drann gestellt. Mit dem Ergebnis das ich jetzt im 17. Semester bin weit überschrittener Regelstudienzeit. Ich muss auch sagen das ich ihretwegen meinen Freundeskreis zu einem großen Teil aufgegeben,zumindest aber Aktivitäten mit denen deutlich eingeschränkt habe. Das heißt das wir zu Geburtstagsfeiern pünktlich da waren,dann aber meist nach 1-2 Stunden gehen mussten wenn der Körper nicht mehr mit machte. Diverse Krankenhausaufenthalte und steigende Einschränkungen strapazierten immer mehr. Ausflüge wurden zu Ausfahrten, Feiern fanden fast immer zu Hause statt und zuletzt hat man sich immer versucht dort aufzuhalten wo ein Rettungshubschrauber hätte landen können... Trotzdem wurde immer schön Essen selber gemacht (nich so n billiges chilli con carne poker style *g*) oder halt einfach versucht das beste drauss zu machen.
Im Februar sollte dann die alles entscheidende OP stattfinden und wir sind in der Woche vorher noch einmal in ein Wellnesshotel gefahren. Zur OP bin ich mit nach Berlin gefahren und habe mich dort bei Onkel und Tante eingemietet und bin von da an jeden Tag ne stunde hin und ne stunde zurück mit der BVG gefahren durch Wedding & co gefahren. Die OP in der Charité in Berlin hatte auch eingiermaßen gut geklappt,das Spenderorgan wurde relativ gut angenommen,ich war auch jeden tag von mittag bis weit in die nacht rein im krankenhaus. das is auf der intensivstation garnet so einfach,vor allem aber nicht üblich. leider gab es dann einige extrem lebensbedrohliche komplikationen aufgrund des schlechten allgemeinzustandes. ich hab meinem prof bescheid gemailt das ich meine masterarbeit so lange ruhen lasse wie ich in berlin bin. ich habe auch versucht im Krankenhaus so gut es geht mitzuhelfen insofern es die Personalknappheit benötigte, das heißt mit gewaschen,bescheid gesagt wenn medikament alle war,geguggt ob alles richtig verkabelt war usw.... Könnte jetzt eigentlich noch mal medizin studieren und die ersten semester auslassen,hab da ja nu 5 Monate jeden tag von mittag bis abend live mit erlebt alles :-)Auf der Intensivstation gab es dann immer wieder und immer mehr Komplikationen die zum Teil die Grenze eigentlich schon deutlich überschritten, sie sich trotzdem ein paar mal wieder vom grenzwertigen Bereich erholte. Ich geb mal bloss die Stichworte Lungenversagen, Sepsis(Blutvergiftung), Pankreatitis (Bauchspeicheldrüsenentzündung),Nierenversagen,Koma. Durch allerteuerste Behandlungen und riesigem Aufwand (Spezialdialyse 60.000Euro pro Anwendung, 3000 Blutkonserven in 5 Monaten) versuchte man das unvermeidliche zu verhindern. Das ganze zog sich bis zum 6. Juli hin...
Was hat das jetzt mit dem Thema zu tun fragt ihr euch ?
Noch mal zur Frage,was würdet ihr tun wenn ihr morgen sterben müsstet ?
Ich hab mir in den 5 Monaten auch jeden Tag diese Frage gestellt und auch vorher haben wir uns darüber ausgiebig unterhalten.
Die Antwort ist vielleicht etwas einfach,aber man sollte wirklich sich immer überlegen wenn man sich über ein Vorhaben (sei es urlaub,beruf,studium,finanzen) Gedanken macht: wird es mich glücklich machen,zufrieden stellen? Werde ich in 2 Jahren sagen können: Jawoll,das war richtig,eine gute entscheidung. Schiebt man dagegen etwas auf dann wird man es unter umständen später bereuen. Ich möchte ein Beispiel bringen: Ihr habt mit der Freundin die erste eigene Wohnung, is noch nicht viel drinn. Trotzdem ist es falsch zu sagen 'Wir fahren jetzt erstmal nicht in den Urlaub bis wir fertig eingerichtet sind' - Fcuk,die Staubfänger kann man sich später immer noch kaufen und trotzdem Urlaub machen... Ich kann sagen das ich alles richtig gemacht habe,wir haben nichts ausgelassen,sind so oft wie möglich (wenn auch nicht so weit wie wir gerne wollten) weg gefahren und haben uns ne schöne zeit gemacht. Hatten wir einmal meinungsverschiedenheiten wurden die sofort angesprochen und jeder wusste woran er war - alles geklärt. Es gibt keine andere Möglichkeit mit Entscheidungen umzugehen ausser sie zu treffen. Entscheidungen aufzuschieben ist der falsche Weg. Das heisst zum Beispiel in meinem Fall sich bewußt für die Freundin und in dem Fall gegen den Freundeskreis,gegen das Regelstudienzeit-Studium zu entscheiden. Ich bin mir zwar bewusst das man dadurch auch verlieren kann (Freundeskreis ist nun weit verstreut,Freundin gone,bin alter Knacker beim Studium), aber ohne Entscheidungen zu treffen macht man auf jeden Fall einen Fehler. Hätte ich mich fürs Studium entschieden hätt ich jetzt nen Job, aber ich wäre in der wichtigen Zeit nicht bei meiner Freundin gewesen - Kacke. Hätte ich mich für den Freundeskreis entschieden das gleiche Problem. Ergo es gab keine richtige Entscheidung aber eine Richtigere,mit der man besser leben kann. Klar ist - Studium kann man nachholen, Freundin nicht... Studiendauer 17 oder 18 Semester is nich fein,aber was solls. Der Freundeskreis hat auch verständniss und die die nicht verstanden das man mehrere jahre nicht da waren sollen's halt bleiben lassen.
Lol ich hoffe es hat sich überhaupt jemand die Mühe gemacht und bis hierher gelesen.