In dem Fall geht es eigentlich um drei Teilfragen:
a) Callst du zu oft den River, wenn du am Turn checkst?
b) Wärst du mit einer Bet am Turn und check River besser dran gewesen?
c) Kannst du das Balancing von check Turn verbessern?
Bet Turn check River und check Turn call River kosten prinzipiell gleich viel Geld. Der Unterschied muss also von den gegnerischen Ranges kommen, die dir Geld liefern und von der Equitydifferenz zwischen Turn und River, wenn du jeweils das Geld investierst bzw. gezwungen wirst, es zu investieren. Ausserdem kann dich der Gegner nach bet Turn vom Pot raisen.
Ein Turncheck liefert dem Gegner Information, aber er ist auch selbst schon ein Exploit des gegnerischen Turnchecks.
a) Hier musst du testen, ob der EV deines Rivercalls positiv ist, wenn du kein Out getroffen hast (ganzer Pot).
b) Schwierig auszutesten, da man nicht sowohl das eine als auch das andere spielen und danach vergleichen kann.
c) Da der Check schon ein Exploit ist, ist es die Frage, wieviel man überhaupt balancieren muss. Durch Balancing verwässert man sich den Exploit unter Umständen. Das Balancing muss sich gegen die gegnerische Bettingrange auf dem River richten. Die allerdings kann man auch mit der Callfrequenz auf dem River angreifen. Bettet der Gegner auf dem River zuviel, muss man nichts ändern. Der Turncheck hat den gewünschten Effekt. Bettet der Gegner auf dem River zu wenig, kann man an mehreren Schrauben drehen: weniger Calls auf dem River, mehr Bets auf gegenerische Riverchecks, eine veränderte Turn Check-Range.
Auf jeden Fall bleibt festzuhalten, dass man nach einem Turncheck auch auf dem River noch Möglichkeiten hat, gegnerischen Exploits des Turnchecks zu begegnen. Wollte man die Checkrange auf dem Turn verändern, welche Möglichkeiten bieten sich?
Mehr stärkere Hände checken: kontraproduktiv, denn mit diesen Händen könnte man auf Turn und River valuebetten, was für diese Hände mehr Geld bringt. Um das auszugleichen, müsste man so starke Hände auf dem Turn checken, dass man diese Hände auf dem River raisen könnte. Ein anderes Balancing ist mit starken Händen nicht möglich. Ausserdem verringern sich unsere Verluste mit einer high Card überhaupt nicht. Der Gegner kann nach wie vor die gleichen Hände profitabel betten, die er schon vorher gebettet bzw. auf eine Turnbet gecallt hätte. Es kostet ihn gegen unsere besseren Hände genau das gleiche und gegen die unverbesserten Asse gewinnt er ebenfalls genau das gleiche. Man wird nicht so oft auf dem River raisen können, dass man die verpasste Valuebet auf dem Turn ausgleichen kann, denn der Gegner bettet ja selten.
Mehr schwächere Hände checken, statt auf dem Turn zu bluffen. Das kostet Equity, weil es dem Gegner Gelegenheit gibt, Outs zu treffen, die er sonst gefoldet hätte. Der Gegner erhält ausserdem die Gelegenheit, Hände auf dem River zu bluffen, die er auf dem Turn gefoldet hätte, aber das kann er schlecht ausnutzen, da wir annehmen, dass er zuwenig blufft. Das heisst, unsere Bluffmöglichkeit überträgt sich auf den River, wo wir auf einen zweiten Check des Gegners auch sehr viel valuebetten. Der Hauptschaden entsteht dadurch, dass der Gegner Outs treffen kann. Turn check mit Draws wäre eine Möglichkeit, weil man dadurch Hände auf dem River treffen könnte, die sich raisen lassen. Die aber eignen sich am besten für einen Bluff auf dem Turn, weil sie weniger Foldequity brauchen.
Alles in allem sind die Möglichkeiten zum Balancing auf dem Turn begrenzt. Auf dem River sind die Möglichkeiten wahrscheinlich grösser.