Schöne Frage, die Du da stellst

Da gebe ich mal meinen selbstausgedachten Senf dazu:
Es war einmal, vor langer Zeit, da haben online-Firmen den Glücksspielsüchtigen der Welt das Pokern angeboten. Und den Profis natürlich auch. Ich terminiere das mal um das Jahr 2000 oder etwas später. Das war ein Riesengeschäft für die Firmen und für die 'thinking Player', weil viele Menschen Geld dort hingebracht haben ohne, dass sie wirklich Erfahrung oder Wissen über das Pokern besaßen.
Und damit bildete sich ein neuer Markt: Menschen, die online, also völlig ortsunabhängig Poker spielen und reich werden wollen, aber es in der Mehrzahl nicht schaffen - da haben Korn & Co. dann zugeschlagen und nach den Pokerfirmen die Pokerschulen gegründet.
So eine Pokerschule hat zwei Aufgaben - neben dem Werben von Neukunden, auf die das System angewiesen ist auch die Ausbildung von Poker-Spielern, auf die das System in erster Linie gut verzichten kann, aber auf den zweiten Blick muss man die Newbies natürlich irgendeine Chance versprechen, auch irgendwann mal Geld zu verdienen.
Pokerschulen sind schizophrene Unternehmen: sie arbeiten fortwährend daran, sich selbst abzuschaffen. Denn als erstes lernt man ja die Goldene Regel: Deinen Gewinn machst Du durch die Fehler der Gegner. Eine Pokerschule, die alle ihre Schüler zu fehlerfreiem Spiel erzieht, vernichtet zwangsläufig die Chance, über das statistisch erwartbare Maß hinaus Gewinn zu erzielen. Und statistisch erwartbar ist ein Gewinn von Null, wegen der Gebühren, die zu zahlen sind.
Schafft es also eine Pokerschule, ihren Absolventen das fehlerfreie Spiel beizubringen, geschieht folgendes: erstens gewinnen alle ihre Schüler Geld auf Kosten der Spieler, die keine oder eine schlechtere Schule besucht haben. Zweitens erhält sie immer mehr Zulauf von eben jenen Menschen, weil sie ja die beste Schule ist. Und damit sinkt immer weiter die Zahl derer, die ihr Geld an die Winning Player geben.
Natürlich spielt auch die 'Erforschung' der mathematischen Grundlagen des Spiels eine Rolle: wann kann man ein Poket profitabel auf setmining callen, zum Beispiel. Und die Pokerschule transportiert dieses Wissen.
'Das Pokerspielen ist in den letzten Jahren viel tougher geworden' ist ein Satz, den man da laufend hört. Weil immer weniger Menschen ohne Ahnung sind.
Eine Pokerrunde, in der alle Spieler gleichermaßen gut spielen, ist aber nicht profitabel. Ein Paradoxon, das hier im Forum immer wieder sichtbar wird. Aus Sicht des Pokerraumes muss es möglichst viele ahnungslose Menschen geben und nur gerade genug Winning Player, damit jeder Looser einen Anreiz hat und sieht, dass man hier eben doch reich werden kann.
Korn hat die richtige Geschäftsidee im richtigen Moment gehabt und Pokerstrategy zu einer wirklich guten Schule gemacht. Und Korn weiss aber auch, dass die Idee sich überholt, zumindest der Boom vorbei ist. Im Februar 2012 hat er in einem SPIEGEL-Interview schon von Tradimo gesprochen, seinem neuen Projekt. Warum macht er das? Weil die Pokerschule wie sehr viele Entwicklungen eine Lebenszeit hat und die Boomphase ist vorüber. Er sucht sich neue Ideen, die eine starke Expansion erst noch erleben müssen.
Und was passiert drumherum? Poker888, Party/bwin und Fulltilt/Stars nehmen das Werben von Neukunden wieder stärker in die eigene Hand. Stars hat eh nie viel an seine Affiliates gezahlt, Party/bwin haben fusioniert und sind ausgestiegen, 888 ebenso und alle drei machen jetzt auf eigene Faust sogar Fernsehwerbung, die unendlich effektiv sein wird in unserer TV-Gesellschaft.
Für PS.com fallen damit Großkunden weg. Ich schätze den Einnahmeausfall an anteiligen Rakegebühren aufgrund der geworbenen Spieler auf sicherlich die Hälfte, wenn man Fulltilt einbezieht.
Da bewahrheitet sich die Weisheit eines Korn, der die Marktwirtschaft wirklich begriffen hat, rechtzeitig neue Pferde in den Stall zu holen.
Die Zukunft? Ich bin gespannt. Wie lange zahlt PS.com noch Coaches und Videoproduzenten? Es ist nicht von PS.com abhängig, sondern von der Marktentwicklung. Vielleicht (ich rechne damit) werden weitere Pokerräume zumindest ihre Spielerpools fusionieren. Die Konkurrenz von Stars und FT ist zu erdrückend. Nur, wenn sich hier ein neuer Groß-Anbieter auftut, der offensiv auf die Dienstleistung eines Affiliates wie PS.com setzt (statt das Marketing selbst durchzuführen), wird Pokerstrategy.com bleiben, was es ist.
Ansonsten wird es hier deutlich kleiner und gemütlicher werden. Und sicherlich nicht mehr Coachings in 20 Sprachen und 12 neue Videos jede Woche...
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