das mit den pot odds im NLHM ist echt ein Thema für sich und übrigens eins was selten wirklich ausführlich und gut behandelt wird.
Wenn ich das machen würde müsste ich ne sehr lange Kolumne schreiben, daher hier nur kurz paar Stichpunkte, damit du das Problem siehst:
Wenn du eine Riverbet callen sollst oder auch ein all in raise, dann sind die pot odds absolut relevant und das worauf du neben deiner Equity schauen musst.
Aber sobald es um eine bet geht, die nicht die Action endgültig abschließt, ändert sich alles und je mehr bets potenziell noch kommen können, umso mehr.
Das Problem ist nämlich, dass du deine Equity die du hättest, wenn du immer den Showdown siehst (also beim all in pre z.B.) nicht in der Weise realisieren kannst, wenn noch bets kommen. Häufig musst du am Flop gegen ne cbet folden (und gibst damit immer auch Equity auf und nicht selten ziemlich viel obwohl der fold korrekt war) und dann daselbe am Turn und am River.
Nimm einfach zur Verdeutlichung ne Hand wie A4o gegen ne 15% Range. A4o hat etwas über 40% Equity, aber du wirst damit ganz sicher nicht 4 von 10 Händen gewinnen, sondern vermutlich eher nur 1 von 10, wenn du pre callst mit ner cbet konfrontiert wirst und dann mit ner Turnbet und mit ner Rivernet. Im Grunde kannst du eigentlich nur bei 2pair+ wirklich downcallen und musst sonst immer aufgeben. Auch auf nem board wie Ks8c5s hast du mit A4o immernoch 25% aber kannst halt nicht wirklich callen.
Dasselbe Prinzip dann bei den 4bets: Klar bekommst du bei kleineren bets bessere Pot odds, aber dein Problem, dass Villain sehr oft sehr viel barreln wird und du also nur selten den SD siehst und somit die Equity auch realisieren kannst, bleibt bestehen.
Von daher: ja, man kann etwas mehr callen, aber man sollte nicht unterschätzen wie unwichtig Pot odds in diesen spots wirklich sind, eben weil du deine effektive Equity nicht kennst. (Wie gesagt: A4o hat gegen ne 15% Range 40% Equity, effektiv, also inkl. Postfloppoker würde ich die auf deutlich unter 20% setzen, vielleicht sogar auf um die 10% was halt ein superkrasser Unterschied ist und die Hand komplett unspielbar macht in dem spot)
Von daher sind diese guten pot odds auch sowas wie ne Falle, da Villain verleitet wird zu viel zu callen, weil er glaubt genug Equity zu haben und dann aber, wenn du gut barreln kannst ständig postflop viel zu viel davon folden muss.
Eine Orientierung wieviele der 4bets du callen solltest ist das was man die GTO Frequenz nennt. Dabei rechnest du aus wie oft die 4bet von Villain klappen muss damit er Autoprofit macht.
Bei unserer line: Villain 3bb open am CO, wir 9bb 3bet am BU, er 21bb 4bet wären das: 61%
Wenn wir also öfter als 61% auf seine 4bet folden macht er Autoprofit und das wollen wir natürlich nicht. Also sollten wir mehr als 39% callen bzw. weiterspielen (aka 5bet shippen).
Das ist dann sozusagen der Rahmen: Die Autoprofit Grenze ist das absolute Minimum was man mindestens callen/weiterspielen muss und die pot odds sind dann vielleicht sowas wie das Maximum (und nach Pot odds haben wir gegen ne polarisierte 4bet Range oft fast 100% calls) und irgendwo dazwischen ist das Optimum, wobei man das halt nicht einfach so angeben kann, weil das an vielen Faktoren hängt. Tendenziell würde ich allerdings immer mehr zur tighten Seite tendieren, eben weil die Sache mit dem Barreln und dem Equityverlust den wir dadurch hinnehmen müssen nicht unerheblich ist.
Sprich: ungefähr 50% viellecht auch 55% würde ich auf die 4bet callen (wenn ich 4bets IP nur callen will) und den Rest folden.
(doch mehr als paar Stichpunkte, aber was soll's - ich hoffe das sind genug Punkte damit du das Problem verstehst)