Hmm ... ok, ich fühle mich mißverstanden
Wie gesagt, die Hand war ein Beispiel für das Slowplay in das ich seit 3 Tagen immer wieder Reinlaufe. Ich finde es ja nett, dass Ihr mir alle Helfen wollt und mir erklärt, was ich hätte anders machen sollen, aber die Antwort nach der ich eigentlich gesucht habe, habe ich mir durch das Lesen von Pokerbüchern heute selbst gegeben.
Das Problem welches ich und wahrscheinlich auch viele andere Anfänger haben, ist die Tatsache, dass durch das SHC und die Handouts (deren Sinn ich nicht in Frage stelle, weil ich das Konzept gut finde und es jedem Anfänger hilft) meist die Frage "Was" beantwortet wird.
Was ich damit sagen will?
Nun, alles was wir lernen, lernen wir nach dem Motto, "Was muss ich in dieser Situation machen?"
Genau so kommen wir also auch zum Poker und wir finden ein Chart, dieses sagt uns, was wir wann machen sollen. Das ist erstmal eine gute Sache, denn somit verlieren viele Anfänger erstmal nur "durch Pech oder falsches Spiel" die guten Hände und sparen sich den Verlust durch 72o.
Aber sollte der Anfänger nicht anfangen, das was er tut zu hinterfragen, so wird er schnell der Meinung sein, dass das SHC blöd ist, weil er mit AA gegen 444 verliert und er hat doch alles nach SHC gemacht. Er sieht also wie Profis mit T2s die WSOP gewinnt und wie 66 vom Button geraised wird und dann mit einem All-In gegen AK der Pot gewonnen wird. Dann fangen die Leute an zu denken, dass dieses SHC zwar gut ist, aber die anderen gewinnen dennoch mit jedem Müll gegen ihn. Irgendwann merkt er, dass er garnicht mehr mit dem SHC spielt, alles mögliche "Raised" usw.
Der Grund ist, die Gewohnheit aus anderen Lernprozessen. "Wenn AA mit 44 geschalgen werden kann, dann kann ich auch 44 spielen!", denkt der verwirrte Anfänger.
Ich habe das zwar nie gemacht, aber ich war kurz davor.
Die Erleuchtung, die extrem wichtig ist, kam dann sozusagen per Zufall. Erst hab ich garnicht darauf geachtet, weil man es schon so gewohnt ist, das man alles erklärt bekommt. Daher geht man auch nie von der Fragestellung "Was?" ab und denkt mal um.
Die Lösung auf mein Problem ist die Fragestellung "Warum?"
Hätte ich das Blatt oben mit der Fragestellung "Warum?" gespielt, hätte ich nach heutigem denken nicht mal mehr auf einen Bet gecallt.
Also:
Starthand: 99
Warum erhöhe ich? Ich will das Feld ausdünnen, damit mich keine Müllhände 48o callen.
Flop: Ks Js 4c
Warum checken alle?
Weil die anderen auf einem Flushdraw / Straigtdraw sind, bzw. einen schwachen Kx oder Jx halten und nicht wissen, ob mein Raise Pre-Flop ein KK ist!
Warum Bete ich?
Im Pot sind 20 cent und ich bete 2 cent, einen Flush, einen Straigt, oder einen Kx kann ich damit wohl eher nicht vertreiben. Wenn einer Foldet, dann ein Jx oder 4x.
Also macht ein Bet zwar Sinn, aber wird das Feld nicht genug ausdünnen.
Fazit: Ich kann hier Contibet oder Check spielen, wobei Contibet mehr Sinn macht, weil ich damit auch Hände loswerden kann, die eigentlich schon "Drawing Dead" sind. Und die Anzahl der "Calls" mir zeigt, wo ich stehe!
Turn: 2h
Warum checken hier wieder alle?
Der Flush-/Straightdraw checkt, weil er immernoch eine Karte braucht, der Kx weil er ja die Hoffnung hat, dass er doch die beste Hand hält. Erhöhen macht für Ihn keinen Sinn, wenn er in KK / KJ / K4 läuft.
Warum checke ich hier besser?
Weil bieten keinen Sinn macht, ich bin eigentlich schon mit dem Call auf dem Flop von mindestens einem geschlagen und nehme mir nun die Free-Card, es könnte ja eine 9 sein!
River: 8c
Warum checken hier alle?
Nun, wenn ich den Turn gecheckt hätte, weis ich nicht ob hier alle checken würden. Aber fest steht, wenn sie es tun würden, dann sollte ich auf Showdown checken, um zu sehen wer den Kx hat.
Also, die Frage "Warum mache ich, was ich mache?" und "Warum machen die anderen, was sie machen?" sind die Frage, die am Tisch gestellt werden sollten. Nicht die Frage "Was mache ich, wenn ich am Button 99 halte?"
Nochmal zu den Profis:
Die Stellen sich die Frage "Warum?" und genau deshalb machen sie das, was sie machen.
Einfach Strategien zu kopieren ist ein Fehler! Genau wie es ein Fehler ist, die SHC zu benutzen, ohne sich die Frage zu stellen, warum das SHC gewisse Moves vorgibt.
Wenn auf dem SHC steht, "Spring von der Brücke!" würden wir es ja auch nicht einfach machen.